Ausgabe 1/2024

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,
immer wieder schafft es der Dressursport in die Schlagzeilen.
Die FEI jubelte „Spektakulär!“ bei den VR Classics und vom Abreiteplatz sahen wir brutale Bilder und Videos. Mal wieder nahm die Diskussion Fahrt auf, doch Offizielle und Insider beschwichtigen, dass kein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz passiert sei. Dressursport ist halt kein Ponyhof. Klassische Reitkunst ist so oldschool. Die pferdefreundlichen Ausbilder posten und diskutieren auf den üblichen Social Media Kanälen und dann ebbt die Welle wieder ab, bis zum nächsten Stein des Anstoßes.
Vielleicht hat die Vertikale Aufklärungstour im letzten Herbst auch aus diesem Grund überraschend viele Besucher angezogen. Vielleicht ist das Pferdepublikum zunehmend müde von den immer gleichen Diskussionen, was noch akzeptabel, sinnvoll oder sportphysiologisch erwiesen ist. Vielleicht werden es immer mehr Pferde, die körperliche oder mentale Probleme haben, bis sie als unreitbar abgestempelt werden. Vielleicht waren Zuschauer überrascht von den Trainingsvideos vorher und den live präsentierten Pferden, die sich freundlich, motiviert und beweglich zeigten. Hannoveraner Fleetwood Mac und seine Nachfolgerin, die Westfalen Stute Fancy Faye, repräsentieren den sportlichen, athletischen Pferdetyp im Vertikalen Training. Eine ganz andere Kategorie sind Kaltblutpferde, die Vertikal
gearbeitet werden. Nach unserem Aufruf im letzten Heft meldeten sich so viele, dass wir in unseren Beitrag gar nicht alle aufnehmen konnten. Doch die Geschichten sprechen für sich: Es geht um Energie, Beweglichkeit und das Erstaunen darüber,
was mit einem Kaltblut möglich ist.
Ein altes Sprichwort sagt: „Wer die Wahrheit spricht, braucht
ein schnelles Pferd.“ Ein gut bemuskeltes, balanciertes, strahlendes Pferd hingegen spricht für sich.

Ihre Doris Semmelmann